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Nürnberger Nachrichten: Von Nürnberg hinaus in die Welt

SIGOS Von Nürnberg hinaus in die Welt - Adil Kaya - 25.07.2020 - Vielfalt als Gewinn

Nürnberger Nachrichten: Von Nürnberg hinaus in die Welt

Von Nürnberg in die ganze Welt

[English Translation]


Nürnberger Nachrichten, Wochenendausgabe, 25. Juli 2020

Der Testspezialist SIGOS hält seit 30 Jahren dem Standort die Treue. Die Noris sei ein perfektes Pflaster für internationale Geschäfte.

Den Kinderschuhen ist die Sigos GmbH sehr lange schon entwachsen. Auch die Sturm-und-Drang-Phase mit einigen Wachstumsschüben und Firmenübernahmen liegt zurück. Jetzt hat der Testspezialist für Mobilfunkanwendungen ein reifes Alter von 30 Jahren erreicht und ist in der ganzen Welt tätig – in Zukunft auch mit 5G.

Die Gründung fand in Nürnberg statt und hier ist der Hauptsitz geblieben. Ihn ins Ausland zu verlagern – kein Gedanke, sagt Geschäftsführer Adil Kaya. Aus seiner Sicht machen vier Punkte die Stärke des Wirtschaftsstandorts Deutschland aus: die Fachkompetenz der Mitarbeiter, ihre Loyalität zum Arbeitgeber, die hohe Produktivität und die große Effizienz in den Prozessen.

Die meisten Geschäftstermine lassen sich heutzutage auch virtuell abhalten; für besondere Termine reist das Management-Team aber auch mal um die halbe Welt, so Kaya in einer Mitteilung. Denn Internationalität im Inneren wie im Äußeren machen die DANN des Testspezialisten aus. Die Belegschaft beherrscht 50 verschiedene Muttersprachen. Und wir oft bei solch kultureller Vielfalt ist die Firmensprache Englisch.

Apps zuverlässiger machen

„50 Prozent aller Netzbetreiber rund um den Globus zählen zu unseren Kunden“, berichtet der CEO der Mitteilung zufolge. Genauer gesagt sind es 440 Netzbetreiber in mehr als 150 Ländern, die die Kontrolle ihrer Verbindungsqualität Sigos anvertrauen. Darunter sind die 100 Top-Mobilfunkanbieter und insgesamt 100 Konzernunternehmen. Sie alle haben ein großes Interesse daran, dass die End-To-End-Anwendungen vom Smartphone des Endverbrauchers etwa zum Shopping-Kanal zuverlässig funktionieren.

„Laden Sie unsere App herunter, so gelingt ihre Bestellung einfacher“, empfehlen Online-Händler oder Hotelbuchungs-Dienstleister. Um so ärgerlicher ist es dann für den Kunden, wenn er kurz vor Abschluss seiner Order rausgeworfen wird. Denn das Smartphone ist längst zur Allzweckwaffe im Alltag des Menschen geworden, auf der Mobilfunktechnologie basieren viele Businessmodelle der Geschäftswelt. „Alle erwarten, dass die Anwendungen perfekt funktionieren. Deshalb ist das aktive Testen neuer Applikationen zum Standard geworden. Sigos ist darin Marktführer weltweit“, sagt der Geschäftsführer und Mitbegründer des damaligen Startups.

Adil Kaya erzählt gerne von den Anfängen des zarten Pflänzchens. Den Dünger dafür lieferten die Privatisierung und der damaligen Bundespost und die Vorbereitungen auf die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes. Sigos legte 1990 los mit zunächst 17 Mitarbeitern, als Ausgründung von Philips Kommunikations Industrie (PKI). Kaya: „Ich war die Nummer 18, hatte gerade meine Diplomarbeit bei PKI beendet.“ Zu den ersten Kunden zählte Deutsche Telekom, Mannesmann und Viag Interkom. „Sie brauchten unser Knowhow, um ihre Technik in Produkte zu gießen und zu skalieren.“

Heute stemmt das Unternehmen einen Jahresumsatz (2018) von rund 43 Mio. €. Die Gründungsmannschaft beschreibt Ingenieur Kaya als Familie „mit sozialem Touch und dem Drang zur Freiheit, ohne das Korsett des behäbigen Konzerns“. Zu Beginn des Jahres 2020 zählte die Firma weltweit 260 Beschäftigte, von denen 146 in der Zentrale im Nürnberger Stadtteil Klingenhof neben der früheren Margarinefabrik Resi arbeiten.

Hochhalten will Sigos eine wertschätzende Unternehmenskultur. Das soll sich Besuchern schon beim Rundgang durch die Räume der verschiedenen Gebäude erschließen: Pausenräume mit Kaffeevollautomaten, Erfrischungsgetränken und Obst – alles kostenlos für die Belegschaft. Ebenso darf sie sich über kleine Geschenke zu Festtagen freuen.

Hans Banken, Berater der Geschäftsführung und einer der Sigos-Gründungsväter, findet: „Trotz des Wachstums sind wir gut darin, uns das familiäre Flair zu bewahren. Wir versuchen auch, dass jeder mitreden kann. In den Anfängen wurde bei jedem Geburtstag Kuchen für die ganze Firma spendiert. Das ist bei der heutigen Größe natürlich nicht mehr machbar.“

Fusion mit Mobileum

Wachstum durch Innovationen braucht Finanzkraft. So kam 2006 das US-Telekommunikationsunternehmen Keynote Inc. ins Spiel. Die Nürnberger firmierten um in Keynote Sigos, doch der neue Eigentümer mischte sich nicht in das operative Geschäft ein. Hans Banken erinnert sich: „Keynote ließ uns viel Freiheit, was alles andere als selbstverständlich ist.“ Weil das Unternehmen aber börsennotiert war, bedeutete dies den Einstieg in intensives Reporting. „Bilanztechnisch und planerisch mussten meine Kollegen viel dazulernen.“ 2013 dann übernahm der amerikanische Finanzinvestor Thoma Bravo LLC Keynote und spaltete Sigos ab, so dass Sigos wieder zum ursprünglichen Namen zurückkehren konnte.

Das Jubiläumsjahr birgt nun den nächsten Schritt für den Testspezialisten, der an dynamische Entwicklungen gewöhnt ist. Sigos fusioniert mit dem US-amerikanischen Unternehmen Mobileum. Damit wächst das Unternehmen auf weltweit etwa 1800 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und zählt über 30 Standorte.

Mit der Fusion ist auch der Weg für die anstehenden Entwicklungen des neuen Mobilfunkstandards 5G geebnet. Mit den privaten Firmennetzen entstünden zwangsläufig neue Anwendungen. Sigos-Chef Kaya: „Zur Überwachung der Qualität wird man unsere Kompetenz brauchen. Warum sollte Sigos nicht selbst zum Netzbetreiber werden? Wir können das!“


„Ein großes Glück“

Nürnberger Nachrichten, weekend edition, 25 July 2020

Was den Nürnberger Firmenchef und Kulturpionier ADIL KAYA bewegt.

Wenn Adil Kaya das Wort „interkulturell“ in den Mund nimmt – und das tut er oft – hat es einen besonderen Klang. Denn der Chef des Nürnberger Mobilfunkunternehmens Sigos ist vielen Franken vor allem bekannt als Gründer und heutiger Präsident des Filmfestivals Türkei Deutschland. Er ist immer noch Kinofan durch und durch, wenngleich er die Festival-Leitung längst in die Hände eines professionellen Teams gelegt hat. Der türkische Staat, über lange Jahre ein wichtiger Förderer des Nürnberger Film-Events, hat sich ausgeklinkt. „Kultureller Dialog passt der Regierung nicht mehr“, bedauert Kaya.

Er stammt aus Zentral-Anatolien und kam 1979 mit zwölf Jahren nach Deutschland – und war schon damals „ein politisch denkender Jugendlicher“. Heute, 40 Jahre später, findet er es paradox, dass Rassismus und nationales Denken im globalisierten Zeitalter im Vormarsch sind, und das rechtsextreme Parteien wie die AfD „auch Applaus von Menschen mit Migrationshintergrund bekommen“. Der Ingenieur selbst hat 90 Länder besucht, beschäftigt Mitarbeiter aus beinahe allen Regionen der Welt und liebt diese Diversität mit all den reichen Facetten.

Und so ist er ein anderer Managertypus als solche, wie sie standardmäßig an den betriebswirtschaftlichen Fakultäten herangezogen werden. Kaya macht gerne Witze, erzählt Geschichten und liest philosophische Literatur.

Bis 2012 hatte er Sigos im Tandem mit dem Technik-Chef geführt und wurde danach alleiniger Geschäftsführer in der Spitze für 330 Beschäftigte. Ist er diese Verantwortung nie leid geworden? „Im Gegenteil. Als neugieriger Mensch habe ich es immer genossen, Neues in der Welt zu entdecken und interessante Leute kennenzulernen. Das ist ein großes Glück. Ich bereue gar nichts.“

Vielfalt als Gewinn

Auch fachlich fühlt sich Adil Kaya wohl in der „GSM-Family“, dem europäischen Mobilfunkstandard 2G. Der hat auch heute, in anbrechenden Zeiten von 5G, noch nicht völlig ausgedient, „unsere Produkte können noch 2G“.

Als Beispiel dafür, was die Treue zur Branche und speziell zu Sigos bedeutet, nennt er den Franzosen chinesischer Herkunft, Shicheng Hu, viele Jahre lang der Verbindungsmann zu den internationalen Standardisierungsgremien des Mobilfunks. Nachdem ihn seine alte Firma mit 70 in die Rente geschickt hatte, kehrte er wieder zur Sigos-Familie zurück und schlug damit Jobangebote bei großen Playern aus. Heute ist er 76 und Kaya schätzt ihn sehr als Kollegen.

Was der Sigos-CEO allerdings gar nicht schätzt, ist die Standardisierung unseres Alltagslebens. „Egal, wo du in den Flieger steigst, ob in Peking oder Nairobi, an allen Flughäfen triffst du auf die gleichen Geschäfte.“ Verlust der Vielfalt, das schmeckt ihm gar nicht.


English translation:


Newspaper Nuernberger Nachrichten SIGOS Adil Kaya From Nuremberg out into the world - Diversity as a benefıt - 25-07-2020
Newspaper Nuernberger Nachrichten SIGOS Adil Kaya From Nuremberg out into the world – Diversity as a benefıt – 25-07-2020

From Nuremberg out into the world

Nürnberger Nachrichten, weekend edition, 25 July 2020

The testing specialist SIGOS has been faithful to the location for 30 years. The ‘Noris’ (people from Nuremberg) have the perfect spot for international business.

Sigos GmbH has long since outgrown its early roots. The turbulent period with its own growth spurts and company takeovers is behind it.  The testing specialist for mobile communication applications has now reached a mature age of 30 and is active around the world, including with 5G in the future.

It was founded in Nuremberg, which is where the head office stayed. There are no thoughts of relocating abroad according to CEO Adil Kaya. From his point of view, there are four factors that define Germany as a strong business location: the specialist skills of its employees, their loyalty to the employer, the degree of productivity and major efficiency in processes.

Most business meetings these days can be held virtually, but the management team still sometimes travels half way around the world for particular ones stated Kaya. This is because the international nature, both internally and externally, is part of the testing specialist’s DNA.  The workforce speaks fifty different languages. And as is often the case with such cultural diversity, English is the language of the company.

Making apps more reliable

“Our customers include fifty percent of all network operators around the globe” according to the CEO.  More specifically, 440 network operators in more than 150 countries trust Sigos with the control of their connection quality. This includes 100 top mobile communication providers and a total of 100 group corporations. They all have a major interest in the end-to-end applications of the end user’s (such as the Shopping Channel) smartphone working reliably.

“Downloading our app will make ordering easier” recommend online dealers or hotel booking service providers. It is so annoying for customers if they are thrown out shortly before completing an order.  With the smartphone having long been the all-purpose weapon for day-to-day life, many business models are based on mobile communication technology.  “Everyone expects applications to work perfectly. Which is why active testing of new applications has become standard. Sigos is a market leader around the world” according to the CEO and co-founder of the one-time startup.

Adil Kaya likes talking about the beginnings of this tender shoot. The catalyst for it was provided by the privatisation of the then Bundespot (German postal service) and the preparations for liberalising the telecommunication market. Sigos got going in 1990 with initially 17 employees as a spin-off of Philips Kommunikations Industrie (PKI). Kaya: “I was number 18 and had just finished my thesis with PKI”. Deutsche Telekom, Mannesmann and Viag Interkom were among the first customers. “They needed our knowhow for shaping their technology into products.”

Today, the company carves out an annual (2018) turnover of some €43 million. Kaya describes the founding team as a family with a social touch and the urge for freedom without being constricted by an unwieldy corporate group”. At the start of 2020, the company had 260 employees around the world, of which 146 work in the head office in the Nuremberg district of Klingenhof in the former Resi margarine factory.

Sigos wants to maintain an appreciative corporate culture. This should become apparent to visitors making their way around the rooms of the various buildings:

Rest rooms with automatic coffee machines, refreshments and fruit – all free for the workforce. They can also look forward to small gifts on festive days.

Hans Banken, advisor to the Executive Management and one of Sigos’s founding fathers, finds: “Despite the growth, we are good at preserving our family flair. We also try to let everyone have a say. At the start, the whole firm was treated to cake on every birthday. Of course, due to the current size this is no longer feasible.”

Merger with Mobileum

Growth through innovation needs financial strength.  So in 2006, the US telecommunications company Keynote Inc. arrived on the scene. The company from Nuremberg changed its name to Keynote Sigos, but the new company did not get involved in the operational side of the business. Hans Banken recalls: “Keynote left us with plenty of freedom, which is anything but self-evident”. The company being listed on the stock market meant entering into the world of intensive reporting.

“My colleagues had to learn a lot in terms of balance sheets and planning”. Then in 2013 the American financial investor Thoma Bravo LLC took over Keynote and split Sigos off, thus allowing Sigos to return to its original name.

The anniversary year holds the next step for the testing specialists, which is accustomed to dynamic developments. Sigos merges with the US company Mobileum.   This took the company to some 1,800 employees around the world with over 30 locations.

The merger also smoothed the way for the upcoming developments in the new 5G mobile communication standard. Private corporate networks would inevitably lead to new applications.   

Sigos boss Kaya: “Or skills are needed for monitoring quality. Why shouldn’t Sigos itself become a network operator?  We can!”


“A great good fortune”

Nürnberger Nachrichten, weekend edition, 25 July 2020

What moves the company boss and cultural pioneer from Nuremberg, ADIL KAYA.

Whenever Adil Kaya utters the word “cross-cultural”, and he does this often, it has a particular ring to it. The head of the Nuremberg mobile communication company Sigos is known to many Franconians, above all as the founder and current president of the Turkey-Germany Film Festival. He has always been a fan of the cinema through and through, even though he placed the running of the festival long ago in the hands of a professional team. The Turkish State, for many years an important sponsor of the Nuremberg Film Festival, has pulled out. “Cultural dialogue no longer suits the Government”, laments Kaya.

He originates from central Anatolia and came to Germany in 1979 at the age of twelve – and even then was

“a very political young man”. Today, 40 years later, he finds it a paradox that racism and thoughts of nationalism are on the rise in the age of globalisation, and that extreme right wing parties such as AfD “are also applauded by people with a migration background”.  The engineer himself has visited 90 countries, employs staff from nearly every corner of the globe, and loves this diversity with all its rich facets.

And this makes him a different type of manager to those normally raised in business schools. Kaya enjoys telling jokes, tells stories and reads philosophical literature.

Until 2012 he had been running Sigos in tandem with the head of technology, and then became the sole CEO, at its peak responsible for 330 employees. Did he ever tire of this responsibility?  “On the contrary. As a curious individual I have always enjoyed discovering something new in the world and getting to know interesting people. This brings immense joy. I have no regrets at all.”

Diversity as a benefit

Professionally, Adil Kaya also feels at ease in the “GSM family”, the European 2G mobile communication standard. It has still not yet, at the dawn of the 5G period, fully run its course, “our products can still work with 2G”.

As an example of what loyalty means to the industry, and especially to Sigos, he mentions the Franconian of Chinese origin, Shicheng Hu, for many years the liaison with the international standardisation committee for mobile communication. After his former company retired him at the age of 70, he returned to the Sigos family, rejecting job offers with major players in doing so. He is now 76 and Kaya values him very much as a colleague.

What the Sigos CEO certainly does not value is the standardisation of our day-to-day life. “Regardless where you board an aircraft, whether in Peking or Nairobi, you come across the same businesses in every airport”. He does not like this loss of diversity.

[Portrait of Adil Kaya: SIGOS Founder and Culture Lover, Adil Kaya]